Kreis Lippe. Historisches und Aktuelles, Überraschendes und Altbekanntes, Kurioses und Sensationelles: 26 Dinge, die Sie schon immer über den kleinsten Landesteil Nordrhein-Westfalens wissen wollten.
Autobahnraststätten:
Lippe ist beinahe autobahnfrei. Lediglich die A2 Hannover-Dortmund tangiert den Kreis auf gut fünf Kilometern Länge im Nordwesten. Zwei Raststätten tragen trotzdem den Namen „Lipperland". Doch nur eine, die Nord-Variante, liegt auf lippischem Gebiet, genauer gesagt in Bad Salzuflen.
Bundespräsident:
Frank-Walter Steinmeier ist der ranghöchste Deutsche – und ein Lipper/Brakelsieker. Lippe bringt schon besondere Menschen hervor, darunter auch den gebürtigen Detmolder Andreas Voßkuhle, der als Präsident des Bundesverfassungsgerichts von 2012 bis 2020 oberster Richter war.
Caprice:
Klingt italienisch oder französisch, je nach Aussprache, ist jedoch neben Tamaris, Jana, Marco Tozzi und s.Oliver Teil des Markenportfolios der Wortmann-Gruppe, 1967 von Horst Wortmann in Detmold gegründet und mittlerweile einer der größten Schuhhersteller Europas. Unter den Top-Familienunternehmen rangiert Wortmann (1154 Mitarbeiter) laut Die Deutsche Wirtschaft auf Rang 245, der Jahresumsatz liegt bei rund 1,016 Milliarden Euro.
Drake:
Dem letzten lippischen Landespräsidenten (*20. Dezember 1881 in Lemgo, 12. Juni 1970 in Detmold) haben die Lipper ihre Sonderstellung in NRW zu verdanken, die sich nicht nur in der Rose im Landeswappen manifestiert. Heinrich Drake rettete das lippische Vermögen, das seit 1949 der Landesverband Lippe verwaltet.
Externsteine:
Bis zu 40 Meter hoch ist die Sandstein-Felsformation nahe Horn, ein Naturdenkmal mit rund 70 Millionen Jahre währender Geschichte, das eine halbe Million Besucher im Jahr anlockt.
Fürstentum:
Leopold I. (1767-1802) wurde 1789 der erste Fürst zur Lippe.Nach dem Ersten Weltkrieg, im Jahre 1918, wurde aus dem Fürstentum der Freistaat Lippe.
Gradierwerke:
Die Frischluftspender im Herzen von Bad Salzuflen werden gerne fälschlicherweise auch mal Salinen genannt. Aber die Gradierwerke dienen nicht zur Gewinnung von Speisesalz. Eine „echte" Saline stand früher auf dem Salzhof.
Hermannslauf:
Das größte Breitensportereignis in OWL findet seit 1972 am letzten Aprilwochenende statt. Vom Denkmal auf der Grotenburg bis zur Bielefelder Sparrenburg sind es 31,1 Kilometer. Der Detmolder Elias Sansar gewann den Lauf bereits zwölf Mal. 2021 ist der Hermannslauf in den Oktober verschoben.
Irrgarten:
Am Kurpark von Bad Salzuflen gibt es einen Irrgarten nach englischem Vorbild, den Hortus Vitalis. Dort stehen rund 4500 um die 2,20 Meter hohe Pflanzen des Abendländisches Lebensbaumes (Thuja occidentalis Columna).
Jaguar-Club:
Die Bad Salzuflerin Carola Frauli (1920-2017) war Ende der 1960er Jahre die Managerin des legendären Herforder Jaguar-Clubs. Dort traten damals Weltstars auf: zum Beispiel Jimi Hendrix, The Who, Manfred Mann oder Cream (mit Eric Clapton). 2020 ist in Herford eine Straße nach Carola Frauli benannt worden.
Köterberg:
Mit 495,8 Metern höchster Berg im Weserbergland. Weil der Gipfel zu Lügde gehört, ist der Köterberg auch zugleich höchste Erhebung in Lippe. Er liegt aber zum Teil auch auf Höxteraner Kreisgebiet – der Rodelhang befindet sich sogar auf Holzmindener Gebiet und wird dem Flecken Polle (Niedersachsen) zugeordnet.
Lippe:
Wer von Lippe spricht, meint manchmal auch den Fluss – der 220 Kilometer lange Fluss fließt aber gar nicht durch Lippe, sondern entspringt hinter der Kreisgrenze bei Bad Lippspringe und mündet bei Wesel in den Rhein.
Mossenberg:
Knapp 300 Einwohner hat der Blomberger Ortsteil, in dem Altbundeskanzler Gerhard Schröder am 7. April 1944 geboren wurde.
Nummernschild:
Ein großer Zankapfel sind die Autokennzeichen. Seit 1990 gilt die Formel: LE+DT=LIP. Doch viele hätten gerne die Altkreis-Kennzeichen zurück. Im Kreistag gabs dafür keine Mehrheit.
Ortmühle:
Die geografische Mitte Lippes befindet sich nach Berechnungen aus dem Jahr 2000 am Gasthaus „Zur Ortmühle" im Passadetal bei Detmold. Der damalige Landrat Friedel Heuwinkel pflanzte dort einen Baum mit der Aufschrift „Mittelpunkt Lippes".
Pickert:
pecken=kleben, und wenn der Teig aus Kartoffeln, Mehl, Eiern und Hefe eins tut, dann das. Die lippische Spezialität wird gern mit Rübensaft oder Leberwurst gegessen, Rosinen sind Geschmackssache – wie so vieles.
Qualität:
Lippequalität (gegründet 2002) ist eine Regionalmarke für das ehemalige Fürstentum und Umgebung. Die rund 120 angeschlossenen Betriebe stellen allesamt regionale Produkte mit besonderen Qualitätsmerkmalen her oder verarbeiten beziehungsweise handeln mit ihnen.
Rodelbahnen:
Dank Teutoburger Wald, Eggegebirge, Weserbergland, Köterberg und so weiter gibt es im hügeligen Lipperland viele Wintersportmöglichkeiten – und in Extertal-Linderhofe und in Holzhausen-Externsteine auch einen Skilift. Fehlt meist nur der Schnee.
Strohsemmel:
Das Rezept für das Traditionsgebäck aus herzhaftem Hefeteig soll ein Bäckergeselle und Soldat aus dem napoleonischen Krieg gegen Russland nach Lippe gebracht haben – so heißt es in einer alten Überlieferung. Tatsächlich gibt es aber gleich mehrere Legenden, die sich um die Herkunft ranken. Allen gemein ist, dass in Ermangelung eines Backblechs auf Stroh gebacken wurde.
Turm:
Der Bismarckturm in Wüsten ist einzigartig in Lippe. Er erinnert an den ehemaligen Reichskanzler Fürst Otto von Bismarck (1815-1898). Das 18 Meter hohe Bauwerk auf dem Vierenberg ist vor 121 Jahren eröffnet worden. Der nächste Bismarckturm steht auf dem Herforder Stuckenberg, ist sechs Jahre jünger, aber fünf Meter höher.
U-Bahn:
Wer die 2009 eröffnete U-Bahn-Haltestelle Brandenburger Tor in Berlin betritt, wird von Licht made in Lemgo empfangen. Die Beleuchtung stammt von dem ehemaligen Unternehmen Kotzolt. Ebenfalls Lichttechnik aus Lemgo findet sich im Berliner Olympiastadion, in der Elbphilharmonie in Hamburg oder im höchsten Bahnhof Deutschlands an der Zugspitze. Hier stammt die Beleuchtung von Zumtobel (ehemals Staff).
Varusschlacht:
Wo die Germanen unter Arminius im Jahre 9 nach Christus mit einer List die Truppen des römischen Feldherrn Varus besiegten? Für einen Lipper ganz klar: bei Detmold. Schließlich haben wir das Hermannsdenkmal. Oder glaubt wirklich jemand ernsthaft an Kalkriese als Ort der legendären Schlacht?
Werre:
Ganz unscheinbar ist die Quelle in Wehren (Horn-Bad Meinberg), aus der Lippes bekanntester Fluss entspringt. Nach rund 70 Kilometern Fließstrecke mündet die Werre bei Bad Oeynhausen-Rehme in die Weser. Dafür benötigt das Wasser etwa 57 Stunden.
X-mal:
So viele Dribblings wie Stan Libuda hat kein gebürtiger Lipper in der Bundesliga und in der Nationalmannschaft für sich entscheiden können. „Stan", der eigentlich Reinhard hieß, wurde 1943 in Wendlinghausen geboren. Er lief unter anderem in 264 Bundesliga-Spielen für Schalke 04 und Borussia Dortmund auf und spielte 26 Mal für die Nationalmannschaft. Von dem schnellen Rechtsaußen, der 1996 starb, ist der schöne Spruch überliefert: „An Gott kommt keiner vorbei. Außer Stan Libuda."
Youtube:
Er dürfte der „Lipper" sein, von dem es die meisten Filme auf der weltweiten Videoplattform gibt. Wer im Suchfeld „Hermannsdenkmal" eingibt, bekommt unzählige Vorschläge geliefert: Führungen im Inneren, die spektakuläre Kärcher-Aktion 2016, Downhill-Abenteuer, mystische Storys oder verwackelte Urlaubsvideos.
Ziegler:
Saisonarbeit war im verarmten Lippe des 17. Jahrhunderts weit verbreitet. Zu Ostern zogen die Wanderarbeiter nach Nordwestdeutschland, in die Niederlande und nach Dänemark, um in den dortigen Ziegeleien 16 Stunden im Akkord zu arbeiten. Im November kehrten die Wanderarbeiter zurück. Sparsam lebten sie in bescheidenen Unterkünften, um möglichst viel Geld für die Daheimgebliebenen zu sammeln. Das jüngste Zieglerdenkmal steht in Brakelsiek – 2017 gestiftet von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.